05.03.2014![]() ![]() |
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Die letzte ÖlkriseHinweise des Autors Ich bin mir bewusst, dass dieses Thema völlig Off-Topic ist. Die Wichtigkeit des Themas zwingt mich aber dazu, alle Kommunikationswege auszunutzen, um diese Informationen zu verbreiten. Wenn man erstmalig an dieses Thema herangeht, sieht alles nach völlig übertriebener Angstmacherei aus. Meistens hört man hier auf. Man liest eine Information über steigende Benzinpreise, rechnet aus, was man monatlich mehr dafür bezahlen muss, regt sich kurz auf und befasst sich wieder mit den alltäglichen Freuden und Sorgen. Diesmal hat mich aber das Thema
gepackt. Vielleicht waren es Jugenderinnerungen an die Ölkrisen 1973 und
1978, als mein Vater arbeitslos wurde? Ich weiss es nicht. Jedenfalls habe
ich intensiver begonnen, eigene Nachforschungen und anschliessend
Berechnungen anzustellen. Das erschreckendste Ergebnis meiner eigenen
Berechnungen war, dass die Welt ohne Erdöl nur knapp ein Drittel der
derzeitigen Bevölkerung ernähren kann. Eine weitere
Berechnung - von einer völlig anderen Seite mit Zahlen aus ganz anderen
Quellen hat nahezu dasselbe Ergebnis erzeugt. Es liegt mir fern, hier eine Weltuntergangsstimmung zu verbreiten und
sollte dieser Eindruck entstehen, so liegt dies womöglich an den Fakten und
am Thema selber. Im Gegenteil: ich bezeichne mich selber als optimistischer
Realist. Es wird unweigerlich zu tiefgreifenden Veränderungen kommen. Diese
können aber auch eine Chance sein für die Menschheit, die Natur und somit
auch für den Planeten. Ich werde in späteren Artikeln noch näher darauf eingehen. Peak-OilLetztes Update: 3. Januar 2013 Weshalb
stellen wir uns nie einer unausweichlichen Tatsache? Seit
einigen Jahren – ja sogar Jahrzehnten – wissen wir es: das Erdöl geht zur
Neige. Aber jetzt ist es soweit! Die weltweite Ölproduktion geht zurück, trotz enormen Anstrengungen der Ölindustrie, massive Investitionen in neueste Technologie und der Erschliessung immer mehr Ölfelder in immer abgelegeneren Gegenden. Demgegenüber steht im krassen Gegensatz der enorme Anstieg der Nachfrage nach Erdöl, verursacht vor allem durch aufstrebende Nationen wie Indien und China; aber auch in den traditionellen Industrienationen steigt die Nachfrage kontinuierlich.
Wenn das Öl demnächst ausgeht, weshalb wurden wir nicht gewarnt?Wir wurden ja gewarnt. Immer und immer wieder. Nur haben wir es nicht zur Kenntnis genommen – oder besser – nehmen wollen. Ausserdem: diejenigen, die es am besten wissen, haben geschwiegen. Die grossen Mineralölfirmen haben kein Interesse daran, dies in der Öffentlichkeit bekannt zu geben, da die Aktienkurse dieser Firmen darob fallen würden. Trotzdem hat Dr. M. King Hubbert, seinerzeit als Geologe von Shell tätig, bereits 1956 darauf hingewiesen, dass die Ölförderung in den USA „um das Jahr 1970“ ihren Höhepunkt überschreiten und anschliessend jährlich um einige Prozent zurückgehen werden. Heute, im Jahre 2013, sehen wir seine Berechnungen bestätigt. Was aber dazukommt ist die Tatsache, dass dies jetzt auf alle grossen Ölfeldern weltweit zutrifft. Unsere Politiker hüten sich davor, schlechte Botschaften zu übermitteln. Statt uns endlich auf die Zeit nach dem Öl vorzubereiten, versuchen Politiker mit allen Mitteln den Ölpreis niedrig zu halten, um unsere Wirtschaft ja nicht zu gefährden. Dies ist derzeit die schlechteste aller Optionen, welche gewählt werden kann. Weshalb dies so ist, werde ich in einem nächsten Artikel darlegen. Es werden aber immer wieder neue Ölfelder gefundenJa, aber seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts kein einziges grosses Ölfeld mehr. Die Spitze (Peak) der neu gefundenen Ölfelder war bereits im Jahre 1964. Seither sind die Funde rückläufig. Dies trotz gewaltig gestiegenen Aufwendungen und neuester Technologie. Während in den Jahren bis 1980 jährlich Ölreserven von etwa 530 GB gefunden wurden, sind es seit 2000 nur noch deren 20! Grafik: Welt Ölfördermenge 1900 bis 2080 in
Millionen Barrel pro Tag (1 Barrel = 159l) Kommt hinzu, dass die Förderung dieses Öls immer aufwändiger, teurer und energieintensiver ist. Je schwieriger, unzugänglicher und abgelegener ein Ölfeld ist, desto mehr Energie muss aufgewendet werden, um an dieses Öl heranzukommen, es zu fördern und dorthin zu transportieren, wo es benötigt wird. In der ersten Zeit der Förderung, so bis um 1930, musste etwa eine Energieeinheit aufgewendet werden, um 100 Einheiten zu fördern (Energy Return on Investment, EROI 100:1). Bei heutigen Ölquellen liegt der EROI bei mageren 20:1 bis hinunter zu 4:1. Beim Ölsand - es ist vielmehr ein Bitumen-Sand Gemisch – liegt der EROI gar bei 1.4:1 und weniger. Zudem wird bei der Gewinnung von Öl aus Ölsand der Planet verwüstet und mit toxischen Abfällen auf lange Sicht verpestet und dazu Unmengen an Wasser benötigt. Schon die Tatsache, dass wir heute auf diese „Ölquellen“ angewiesen sind, zeigt deutlich, wie es um die Ölvorräte wirklich steht!
Wir verwüsten unseren
Planeten, um an
die letzten Reserven zu gelangen. Wenn Benzin teurer ist, fahre ich einfach wenigerUnsere gesamte Wirtschaft ist auf das Erdöl angewiesen. Meist denken wir bei Erdöl nur an Benzin, Heizöl und vielleicht noch an Plastik. Viel wichtiger aber ist das Erdöl für die Produktion benahe sämtlicher Industriegüter sowie – und das wird sich als grösste Knacknuss erweisen – für die Nahrungsmittelproduktion. Aktuell werden dafür etwa 10 cal fossile Brennstoffe pro 1 cal erzeugter Nahrung benötigt. Alles wird also teurer, massiv teurer. Unser Wirtschaftssystem ist aber extrem labil. Schon eine geringe Erhöhung des Erölpreises wirkt sich negativ aus. Was nicht vergessen werden sollte: wir sind auf Wachstum angewiesen! Wir leben also quasi von der Zukunft – einer Zukunft, welche diese Erwartungen nicht mehr erfüllen kann. Steigt die Nachfrage nach dem schwarzen Gold weiter in diesem Tempo, werden wir nicht nur keinen Wachstum erzielen können, sondern werden eine rückläufige Wirtschaftsentwicklung sehen. An diesem Zeitpunkt wird das Wirtschaftssystem wie wir es heute kennen zusammenbrechen. Autofahren kann man dann getrost vergessen. Den nicht nur der Treibstoff, sondern alle Produkte werden sich massiv verteuern. Da wird das Autofahren in den Hintergrund treten. Produkte des täglichen Lebens werden zunehmend das Bewusstsein und die Denkweise dominieren. Alternativen zum ErdölAber es gibt doch viele Alternativen zum Erdöl? Bei den Alternativen muss man die zwei wichtigsten Anwendungsgebiete des Öls in Betracht ziehen:
Erdöl als EnergieträgerWenden wir uns zunächst der Energiegewinnung zu. Meist wird in der Politik – wenn überhaupt – nur davon gesprochen. Alternativen zum Öl sind hier:
Was hier sofort auffällt ist die Tatsache, dass es sich entweder um Energie für stationäre Anwendungen (Elektrizität) handelt, oder die Energiedichte relativ gering ist (Kohle, Holz). Es gibt keinen einzigen Energieträger, welcher eine annähernd hohe Energiedichte aufweist, wie Ölspaltprodukte - ausser dem Uran. Die hohe Energiedichte ist aber für viele Anwendungen unabdingbar, beispielsweise für Flugzeuge. Flugzeugtreibstoff (Kerosin) kann wohl auch aus anderen Rohstoffen erzeugt werden, aber hierfür ist wiederum ein höherer Energieaufwand notwendig. Keine der aufgeführten alternativen Energiequellen kann auch nur ansatzweise den heutigen Bedarf an Energie decken. Solar-, Wind-, Wasser- und Gezeitenkraftwerke sowie Erdwärme haben den Vorteil, dass diese Energiequellen aus unserer Sicht unendlich zur Verfügung stehen. Die Kosten für die Gewinnung sind aber sehr hoch, zudem wird wiederum Erdöl benötigt, um diese Anlagen zu bauen und betreiben. Uran wird in Kernkraftwerken zur Erzeugung von Wasserdampf eingesetzt, welcher über Dampfturbinen die Generatoren zur Elektrizitätserzeugung antreiben. Der Spaltprozess (Kernspaltung) erzeugt aber nicht nur Wärme, sondern auch die unerwünschen radioaktiven Stahlen (α, ß und γ Strahlen). Uran ist endlich. Würden wir den Rückgang der Ölförderung mit Kernkraftwerken kompensieren wollen, so müssten wir weltweit jede Woche mindestens drei neue Kernkraftwerke (durchschnittliche Grösse) in Betrieb nehmen. In diesem Fall würden die bekannten Uranvorkommen gerade einmal 20 Jahre reichen. Die weltweiten Kohlereserven sind derzeit nicht genau bekannt. Tatsache ist aber, dass in den letzten 10 Jahren mehrere Staaten die Angaben zu ihren Vorkommen stark reduziert haben. Die Förderung von Kohle wird, wie das Erdöl, immer schwieriger und energieintensiver. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. Dessen Verbrennung ist CO2 neutral. Es ist neben der Sonne die älteste Energiequelle des Menschen. Leider hat Holz für heutige Anwendungen eine zu geringe Energiedichte. Es braucht also grosse Mengen an Holz, mehr als der Planet erzeugen kann. Es ist also abzusehen, dass wir die vorhandenen Wälder weiterhin schneller abholzen werden, als diese nachwachsen. Bleibt noch das Erdgas. Hierin wird allgemein die grosse Hoffnung gesetzt. Aber auch hier gilt: Erdgas ist endlich! Nach neuesten Berechnungen ist Erdgas etwa 30 Jahre länger verfügbar, wie das Erdöl. Allerdings werden sich diese Werte drastisch nach unten verringern, wenn die Förderung von Erdöl weiter sinkt. Zudem kann Erdgas nicht in dem Masse eingesetzt werden, wie dies beim Öl der Fall ist. Der Wasserstoff und damit die Brennstoffzellen wurde in obiger Liste nicht aufgeführt. Dabei wird dieser Energieträger gerade von der Automobilindustrie als die Lösung schlechthin dargestellt. Aber: Wasserstoff kommt in der Natur nicht in förderbarer Form vor. Es muss also zuerst erzeugt werden. Zurzeit wird Wasserstoff aus – man glaubt es kaum – fossilen Energieträgern hergestellt. „Die Verwendung von Wasserstoff im Verkehr ist wegen der hohen Energieverluste und Kosten der Produktion, der Aufbereitung und des Transportes nicht zu befürworten.“ Ethanol – Die Bio-Triebstoff-LügeAlso vergessen wir die Brennstoffzellen. Wir haben aber noch das Ethanol. Mit einer Energiedichte von knapp 27 MJ/kg kann doch einiges damit betrieben werden – auch wenn wir kaum damit fliegen werden. Gut, zugegeben, damit lässt sich etwas machen. Aber zuerst müssen wir das Ethanol haben. Ethanol wird aus stark stärkehaltigen Pflanzen (Zuckerrohr, Mais) hergestellt. Diese müssen wir natürlich zuerst anpflanzen. Und hier sind wir wieder bei der Nahrungsmittelproduktion. Über dreissig Prozent der aufgewendeten fossilen Rohstoffen für die Nahrungsmittelproduktion wird für die Herstellung von Düngemittel und Pestiziden aufgewendet. Damit ist die Herstellung von Ethanol vom Erdöl abhängig. Rechnet man alles zusammen – also die Erzeugung des Saatmittels, die Präparation desselben, die Ausbringung der Saat, Bewässerung, Ernte, Transport, Verwertung und Erzeugung des Ethanols ist die Energiebilanz sogar negativ. Das heisst konkret: wir setzen mehr Energie zur Produktion ein, als wir daraus gewinnen (negatives EROI). Der Grund, weshalb derzeit trotzdem Ethnol produziert wird, ist einfach: es lohnt sich derzeit noch. Den Agrarprodukte werden in vielen Ländern subventioniert.
Übersicht der Energiedichte verschiedener Energieträger.
Tabelle: Energiedichte verschiedener Energieträger Erdöl als RohstoffWie wir oben gesehen haben, gibt es nur beschränkte Alternativen zum Rohöl, wenn es um die Energiegewinnung geht. Wesentlich dramatischer sieht es dagegen beim Ersatz von Erdöl als Rohstoff aus. Die meisten Industrieprodukte werden aus Erdöl hergestellt. Kunststoffe sind Kohlenwasserstoff-Verbindungen, deren Grundbestandteile aus dem Erdöl gewonnen werden. Kunststoff ist der Werkstoff unserer Zeit schlechthin. Es ist der universellste Werkstoff, dessen Eigenschaften alles übertreffen, was wir früher gekannt haben. Sei es die Bruchfestigkeit, Zähigkeit, die Festigkeit, Verformbarkeit, Giessfähigkeit – jede beliebige Eigenschaft, es gibt dafür ein Kunststoff. Und ausnahmslos alle basieren auf Erdöl! Ausser
der Kohle und sehr begrenzt das Erdgas haben wir nur noch Pflanzen als
Alternative zu deren Herstellung. Dabei steigt auch der Weltbedarf an
Kunststoffen massiv an - ist ja auch klar. Jede Shampoo-Flasche, jede
Plastiktüte, alles wird kurz verwendet und dann gleich weggeworfen und
verbrannt.
Tabelle: Weltproduktion von Kunststoffen in Tonnen "Erdöl ist der derzeit wichtigste Rohstoff der modernen Industriegesellschaften, der zur Erzeugung von Treibstoffen und für die chemische Industrie herausragende wirtschaftliche Bedeutung besitzt."
Es
gibt heute keine einzige Rohstoff-Quelle, welche auch nur annähernd das
Erdöl ersetzen kann. Die Party ist vorbei oder weshalb nicht unsere Jugend, sondern wir Erwachsene die Partygänger sind.Unsere Grosseltern und Eltern haben damit begonnen, wir haben es zur Spitze getrieben: Wir leben in Saus und Braus und nehmen alles, was der Planet hergibt, ohne auch nur einen Gedanken an zukünftige Generationen zu verschwenden. Oder wer denkt beim Wegwerfen einer Plastiktüte oder beim Kinobesuch mit dem Auto schon an den Rohstoff, welcher damit unwiederbringlich verloren geht? Es ist wie eine Party, zu der wir eingeladen wurden und an dem alles kostenlos konsumiert werden konnte. Nun sind die ersten Lichter ausgegangen und bald stehen wir im Dunkeln. Es wird noch einige Zeit Erdöl geben. Ob das 20, 40 oder 60 Jahre sind ist aber unerheblich. Entscheidend ist die Tatsache, dass das Angebot die Nachfrage nicht mehr befriedigen kann. Somit wird der Preis schlagartig ansteigen. Dies wird unweigerlich zu einer Rezession führen. Wie stark die Auswirkungen für die westliche Welt sein wird, hängt massgeblich davon ab, wie schnell wir in der Lage sein werden, uns an die neue Situation anzupassen. Ist dies alles nicht einfach masslos übertrieben?Ob Peak-Oil bereits erreicht wurde, in den nächsten Jahren erreicht wird oder erst viel später (10 oder 15 Jahre?), ist sehr umstritten und wird erst die Zukunft zeigen. Erst nach einer Reihe von Jahren lässt die Förderkurve einen gewissen zuverlässigen Rückschluss zu. Aber ist dies wirklich von so grosser Relevanz? Obschon viele Indikatoren dafür sprechen, dass Peak-Oil bereits erreicht wurde oder in sehr naher Zukunft erreicht ist, wird von politischer Seite her praktisch nichts unternommen, um die Wirtschaft und die Bevölkerung auf die Zeit von sinkenden Ölfördermengen und damit verbunden massiv steigenden Preisen vorzubereiten. Im Gegenteil: Es wird versucht, durch Allianzen und Verträge die Öllieferungen für das eigene Land zu sichern und gleichzeitig durch Steuersenkungen die Treibstoffpreise niedrig zu halten. Wenn wir davon ausgehen, dass bisher die Hälfte des Erdöls verbraucht wurde - dieser Wert wird sogar von den grössten Optimisten geteilt - dann hört sich das erstmals gut und beruhigend an. Bei genauerer Betrachtung kommt die erschreckende Erkenntnis, das damit das Ende des Ölzeitalters naht, und zwar sehr schnell. Weshalb? Der weltweite Erdöl-Verbrauch hat sich seit 1960 mehr als vervierfacht. Bis 1960 wurde somit vergleichsweise wenig Öl verbraucht, diese Menge (1860 bis 1960) kann vernachlässigt werden (siehe Grafik oben). Dies würde bedeuten, dass die weltweiten Ölvorkommen noch für etwa 35 bis 40 Jahre bei gleichbleibendem Verbrauch (2008) reichen. Nun wird aber nicht auf Maximum gefördert bis dann an einem Tag sämtliche Ölfelder leer sind. Vielmehr versiegen die Quellen nach und nach. Nun wird es immer schwieriger, neue Quellen zu erschliessen. Der Aufwand an Material und Personal steigt überproportional an. Es kommt also schon wesentlich früher zu einem Engpass in der Versorgung, was wiederum mit stark ansteigenden Preisen einher geht. Kommt hinzu, dass der Bedarf unaufhaltsam ansteigt. Die Nachfrage wird erst mit massiv steigenden Preisen sinken. Auf dieser Berechnungsgrundlage können wir davon ausgehen, dass gravierende Veränderungen bereits in den nächsten fünf bis zehn Jahren erfolgen werden, ja erfolgen müssen. Fünf Jahre sind eine sehr kurze Zeit: Ein heute gekauftes Auto sollte dann noch fahren, der Öltank für die Heizung muss vielleicht alle zwei bis drei Jahre gefüllt werden. Wenn wir also jetzt nicht vorsorgen, haben wir bald in Problem.
Einige Fakten
Zweiter Teil - Die FolgenHier bewegen wir uns in einem sehr spekulativen Umfeld. Keiner kann genau voraussagen, wie die Welt auf eine fallende Erdölförderung reagieren wird. Gewisse Szenarien sind aber aus vergangenen Begebenheiten sowie der normalen menschlichen Reaktionen vorhersehbar. Kurzfristige Folgen (Phase 1)Die kurzfristigen Auswirkungen sind noch relativ gut abschätzbar, teilweise auch weil diese sich bereits heute abzeichnen. Was also wird geschehen? Steigende Treibstoffpreise werden den Ruf der Wirtschaft nach steuerlichen Entlastungen sowie in der Schweiz der Absenkung der LSVA laut werden lassen. Dies wird zumindest in allen Industrienationen ähnlich verlaufen. Schon jetzt bemüht sich der französische Staatschef um die Senkung der Treibstoffsteuern in der EU oder die Bundesrätin Doris Leuthard um die Senkung der Dieselsteuer. Gleichzeitig werden auch die Fluggesellschaften ihren wichtigen Einfluss auf die Wirtschaft hervor streichen und steuerliche Erleichterungen oder gar staatliche Unterstützung fordern. Aber gerade die Luftfahrtindustrie hat bisher übermässig vom billigen Treibstoff profitiert. Derzeit ist der kommerzielle Kerosinverbrauch nach der Gesetzgebung aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union steuerfrei - mit Ausnahme der Niederlande. Deshalb ist fliegen - wohl die energieintensivste Art der Fortbewegung - auch so billig. Da bleiben die Landwirte und Fischer, welche sich von den Grossabnehmern zunehmend einem Preisdruck ausgesetzt und auf den anderen Seite die rasant höheren Treibstoff- und Düngemittelpreise ausgesetzt sehen, auch nicht hinter dem Berg. In wie weit die Politik sich dem Druck beugen wird, ist schwer abzusehen. Sicher ist, dass von den Politikern alles versucht werden wird, um die steigenden Treibstoffpreise einzufrieren. Dies ist die schlechteste Option, die wir haben. Damit verbaut die Politik den Weg eines - sagen wir einmal - sanften Überganges zu einer Zeit nach dem Erdöl. Kurzfristiges Denken wird langfristige Lösungen zuverlässig verhindern. Vieles, was wir in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben, wird sich als Achillesferse erweisen. Beispiele hierfür gibt es ausreichend. So war die Idee, Einkaufzentren in unbewohnten Gebieten zu bauen, welche zudem meist schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind, wohl nicht die Beste. Es ist nun mal aus Sicht der Energiebilanz schlechter, wenn tausend Personen mit einem kleinen Fahrzeug zu den Nahrungsmitteln fahren, als wenn die Nahrungsmittel mit wenigen grossen Fahrzeugen in die Nähe der tausend Personen gebracht werden. Aber mit dieser Taktik haben wir vielerorts die früher so beliebten Dorfläden verschwinden lassen. Dabei steht die Schweiz international in dieser Hinsicht noch gut da. Ein weiteres Beispiel ist der Ersatz von Schienenfahrzeugen durch dieselbetriebene Busse. Vielleicht der grösste Fehler war es aber, immer mehr Strassen zu bauen. Dadurch haben wir es erst ermöglicht, unseren Wohnort weit ab von der Arbeitsstelle zu beziehen. Dass wir jetzt täglich 50 km oder weiter fahren, war zu Zeiten des billigen Treibstoffes kein Problem. Es wird ganz langsam ein Umdenken stattfinden. Grosse, sprithungrige Vehikel wie SUVs werden mehr und mehr durch kleine, sparsame Fahrzeuge ersetzt. (Kurz nachdem ich diesen Artikel geschrieben habe, erreichte uns die Nachricht, dass GM in den Staaten 4 Werke zur Produktion von SUVs schliessen will und stattdessen kleine, sparsame Chevys bauen will.) Dieser Vorgang wird ein bis zwei Jahre verzögert eintreten – also nachdem sich der Benzinpreis einige Zeit auf etwa 3 Fr/Liter befunden hat - und sich während rund fünf Jahren kontinuierlich steigern. Die Autohersteller werden ebenso umschwenken müssen, um nicht Marktanteile zu verlieren. Dieser Effekt konnte erstmals in den Siebziger Jahren kurz nach den Ölkrisen beobachtet werden. Plötzlich war die erste Frage nicht mehr: „wie viele PS hat das Auto?“, sondern: „wie hoch ist der Spritverbrauch?“. Da die Ölkrisen aber nur von kurzer Dauer waren, hat sich diese Denkweise nicht durchgesetzt. Auch hier wird es aber einige Jahre dauern, bis serienreife Produkte in ausreichender Stückzahl produziert werden können. Das Hybridfahrzeug ist hier leider keine dauerhafte Alternative, da der Mehraufwand an Technik (Elektromotor, Elektronik, Batterien) erst mit einem erhöhten Energieaufwand erkauft werden müssen. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass sämtliche Rohstoffe von drastischen Preiserhöhungen betroffen sein werden, unter anderem kann dies auf die gestiegenen Energiekosten zugeführt werden. Material wird wieder einen Wert haben. Wieder wird versucht, durch die Technik verursachten Probleme mit noch mehr Technik zu lösen. Wenn es denn eine Lösung für den Individualverkehr geben soll, dann kann die Lösung nur in Mikrofahrzeugen mit einem Gewicht von vielleicht maximal 150 kg und einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h geben. Es ist kaum zu glauben, aber heute bewegen wir im Schnitt über eine Tonne (Auto), um 100 kg (den Fahrer) zu transportieren, also ein Verhältnis von 10:1. Tolle Technik! Weniger steil wird anfangs der Preis für Konsumgüter ansteigen. Der Grund hierfür ist der geringere Anteil des Rohstoffes am Verkaufspreis zum einen. Ein anderer Grund ist die immer noch recht hohe Marge und die Hoffnung der Grosshändler, dass sich der Markt wieder beruhigt. Trotzdem werden wir auf nahezu allen Produkten einen Preisanstieg sehen, denn die Transportkosten werden auf den Endverbraucher abgewälzt werden müssen. Durch den Anstieg der Heizölpreise werden viele Hausbesitzer die Ölheizung auf geringer Stufe laufen lassen und dafür mit Elektroöfen und -wärmer nachheizen. Auch Cheminees und Holzöfen werden wieder vermehrt benutzt werden. Beides führt zu einem Anstieg des Verbrauchs, einem sich abzeichnenden Lieferengpass oder -Knappheit von Elektrizität und Holz und dadurch auch hier zu steigenden Preisen. Es wird derzeit tatsächlich angenommen, dass wir die Energie, welche wir aus fossilen Brennstoffen beziehen, durch andere Energiequellen (Elektrizität, Holz, Wind, Gezeiten, Solar etc) ersetzen können. Dabei sind auch diese Energieträger nicht in unbegrenzter Menge verfügbar. Wir können zwar deren Anteil leicht erhöhen, es ist mit der heutigen Technik aber völlig unmöglich, das Erdöl damit zu ersetzen. In der Schweiz wird 57% des Energiebedarfs durch Erdöl gedeckt! Hoffen auf die TechnikAlso
hoffen wir weiter, dass uns die Wissenschaftler mit einer grandiosen Idee
überraschen, welche alle unsere Sorgen lösen wird. Dabei sind kaum
nennenswerte Fortschritte erzielt worden. Der Automotor als Beispiel
funktioniert immer noch gleich, wie seit seiner Erfindung durch
Nikolaus August Otto im Jahre 1876.
Natürlich haben wir den Wirkungsgrad durch den Einsatz besseren Materials
und Elektronik im Laufe der Zeit verbessert. Doch sind hier physikalische
Grenzen gesetzt, Grenzen, denen wir uns langsam nähern. Mittelfristige Folgen (Phase 2)wird fortgesetzt ... Links zum Thema
100
Dollar Erdöl - Ölpreis Rekorde der letzten Jahre
Rainer Lüssi |
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Seite erstellt am: |
27.05.2008 |
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