05.09.2017



   

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Umbau einer BR 89 auf Digital

Schwierigkeitsstufe 5

Der kleine C-Kuppler BR 89 ist in H0 die von Märklin meist produzierte Lok. Auch in der Spur Z wird diese Lok in unzähligen Varianten und Farben verkauft. Beispiele sind die kleinen, mit Batterien betriebenen Mini-Startersets. Im Zuge der Digitalisierung der Z-Anlage meiner Tochter bin ich nun an drei dieser kleinen Loks angelangt.

Während moderne Elektroloks ohne weitere Massnahmen genügend Platz für den Decodereinbau bieten, sieht es bei Dampfloks generell eng aus. Die kleinsten davon habe ich bisher immer auf die Seite gelegt.

Ist es überhaupt mit angemessenem Aufwand möglich, hier einen Decoder einzubauen? Welche Fahreigenschaften sind dann zu erwarten?

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Einbau eines Decoders ist nicht nur möglich, es ist sogar relativ problemlos und mit geringem Aufwand machbar. Die Fahreigenschaften mit dem verwendeten Decoder sind einfach traumhaft! Möglich wird dies durch die hervorragenden, winzigen Lokdecoder von Doehler und Haas, den Micro-DHL 050 und Micro-DHL 055, welche sich nur durch die Art der Lampenansteuerung (Glühlampen vs. LED) unterscheiden. Diese Decoder werden von verschiedenen Firmen unter eigener Artikelnummer angeboten, wie Rautenhaus oder Viessmann.

Lok vorbereiten

Als erstes wird die Lok komplett zerlegt und die einzelnen Teile gereinigt. Der Kollektor wird von Kohleabrieb befreit, wobei sich hier ein Reinigungsspray gut bewährt hat. Anschliessend erfolgt der Zusammenbau, wobei die beweglichen Teile vorher leicht geölt werden. Es ist wichtig, dass die Lok vor dem Umbau gleichmässig und ruckelfrei läuft.

Platz schaffen

Anders als bei den bisher umgebauten Loks ist in der BR 89 für den Decoder kein Platz vorhanden. Dieser muss also zuerst geschaffen werden. Dazu bietet sich der Kessel an, in welchem ein Schlitz in Längsrichtung gefräst werden soll.

Hier sind die Platzverhältnisse in der Lok gut zu erkennen: Oben etwa in der Mitte der Scheibenkondensator, welcher entfernt wird. Rechts im Bild der kleine Decoder.

Der Kessel besteht aus Zinkdruckguss und lässt sich somit mit einfachen Mitteln gut bearbeiten. Ich verwende dazu eine handelsübliche Oberfräse von Bosch, welche für die Holzbearbeitung in jedem Heimwerker-Markt angeboten wird. Der Fräsmotor wird in einem günstigen Bohrständer (Z-Achse) mit Koordinatentisch (X- und Y-Achsen) eingespannt (von Lux, erhältlich bei OBI), ebenfalls im Heimwerker-Markt erhältlich. Damit dieser ausreichend genau und spielfrei* arbeitet, wurde der Kreuztisch komplett zerlegt, bearbeitet, gefettet, wieder zusammen gebaut und die Führungen justiert. Als Fräser kommen hochwertige HSS Fräser mit 6 mm Schaft zum Einsatz, für diese Lok ein solcher mit 2 mm Durchmesser. Nähere Beschreibung zum Fräsen finden Sie auf der Seite "Einfache Fräsvorrichtung".

Auf das die Späne fliegen

Die Lok wird in einem am Kreuztisch festgeschraubten Bohrmaschinenschraubstock eingespannt. Um Beschädigungen an der Lok zu verhindern, müssen zwischen Lok und Spannbacken Filzplatten eingelegt werden. Ich verwende dazu magnetische Filzbacken von Fohrmann. Muss ein Hohlkörper eingespannt werden – wie beispielsweise das Führerhaus der Lok – so muss dieses unbedingt innen mit einem Holzklotz abgestützt werden, sonst würde es sich beim fest spannen verformen. Bei der BR 89 wird aber nur der Kessel eingespannt, so dass dieses entfällt.

Nun werden mit stehendem Motor die Lok und der Fräser in Position gebracht. Der Verfahrweg wird getestet und anschliessend der Motor eingeschaltet. Mit geringem Vorschub wird nun der erforderliche Platz aus dem Metall gefräst. Der Vorschub erfolgt gegen der Drehrichtung des Fräsers.

 

Rot: Fräser und Drehrichtung des Fräsers
Grün: Fräsrichtung (d.h. der Vorschub des Tisches erfolgt entgegengesetzt)

Mit Druckluft werden die feinen Späne weggeblasen. Besondere Vorsicht ist vor allem mit dem Vorschub der Z-Achse zu geben. Die Tiefe und Länge wird immer wieder mit der Schiebelehre kontrolliert, wobei es im Kessel ausreichend Platz hat, so dass es kein Problem darstellt, einen ausreichend langen und tiefen Schlitz zu fräsen.

Die Lok wird mit Filzbaken gehalten. Der Fräser frisst sich mühelos durch das Material.

Decodereinbau und Verdrahtung

Als erstes werden die beiden Metallfedern, welche den Kontakt zum Scheibenkondensator herstellen, zusammen mit diesem entfernt. Die Federn werden gerade gebogen und gekürzt. An diese werden nun die graue und orange Litze angelötet.

Hier ist der Decoder bereits provisorisch am Platz. Die Testfahrt kann beginnen.

Die Litzen rot und schwarz werden direkt an den Anschlüssen der Radschleifer links und rechts gelötet. Achtung: hier muss unbedingt ein Stückchen Alu-Folie zwischen dem Anschluss und dem Kunststoffteil gelegt werden, da dieses sonst beim löten schmilzt. Die Folie wird nach dem Löten wieder entfernt.

Der Decoder wird mit dünnwandigem Schrumpfschlauch oder einem Stück Isolierband sorgfältig ringsum isoliert. Es dürfen keine Bauteile mit dem Gehäuse in Kontakt kommen.

Nun werden die Kohlebürsten eingesetzt. Diese dürfen nun keinen Kontakt mehr mit den Radschleifern haben, sonst würde der Decoder zerstört werden. Deshalb wird jeweils ein kleiner Streifen Isolierband aufgeklebt.

Hier reicht der Platz locker aus für den Decoder.

Vor Aufsetzen des Gehäuses werden nochmals alle Verbindungen und Isolierungen überprüft und die Lok ausgiebig getestet.

Fazit

Der Umbau auf Digital ist – wie oben beschrieben – mit den geeigneten Werkzeugen gut machbar. Trotzdem ist hier ein grosses Zerstörungspotential vorhanden, immerhin wird beim Fräsen eine tiefgreifende Veränderung an der Lok vorgenommen.

Der eigentliche Einbau des Decoders ist unkritisch, da nach dem Fräsen ausreichend Platz dafür vorhanden ist. Wichtig ist eine gute Isolierung des Decoders nach allen Seiten. Es werden nur vier Litzen benötigt, so dass sich auch die Verdrahtung in Grenzen hält.

Die Fahreigenschaften sind nicht wieder zu erkennen: Ab Fahrstufe 1 läuft die Lok ruhig und ruckelfrei an und beschleunigt bis zur einstellbaren Höchstgeschwindigkeit gleichmässig. Die Lok reagiert sehr gut auf Geschwindigkeitsänderungen des Reglers, die Lastregelung funktioniert ausgezeichnet.

     

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Letzte Änderung:

29.09.2004
05.09.2017

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